Die Villa  

Stadtteilinfo

Grundsätzliches zum Anger

Der Anger ist ein bunter und lebendiger Stadtteil mitten in Erlangen. Hier leben knapp 7.000 Menschen aus vielen Nationen. Er wird eingegrenzt durch die Bahnlinie im östlichen Teil, dem Wiesengrund im Westen und der Paul-Gossen-Straße im Süden. Nach Norden hin schließt sich die Innenstadt an. Hauptverkehrsachse ist die Äußere Brucker Straße, parallel dazu trennt der Frankenschnellweg (A 73) den Bereich Bayern-, Schwaben- und Pommernstraße vom übrigen Angergebiet.

Der Stadtteil Anger ist eines der dichtbesiedeltsten Wohngebiete in Erlangen. Neben einigen Hochhäusern in der Isarstraße und Wichernstraße dominieren zwei- und dreigeschossige Wohnblöcke, die in den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren errichtet wurden. Viele davon befinden sich im Eigentum der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GEWOBAU, die von 2002 bis 2004 knapp tausend Wohnungen modernisierte.

Auch zukünftig wird weiterer Wohnraum geschaffen: Das Wohnungsunternehmen DAWONIA plant in der Isarstraße 210 neue Wohneinheiten zu errichten, ein Viertel davon als geförderter sozialer Wohnungsbau. Vorgesehen sind zwei fünf- und zwei siebengeschossige Häuser, ferner ist ein Hochhaus mit 17 Stockwerken geplant. In kleinerem Umfang wird die GEWOBAU circa 90 neue Wohnungen in der Johann-Jürgen-Straße bauen.

Hier finden Sie nähere Informationen zu den Bauprojekten am Anger.

Aufgrund des relativ günstigen Mietniveaus leben am Anger überdurchschnittlich viele Menschen mit niedrigem Einkommen. 52 % der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund.

(Quelle: Kleinräumige Sozialstruktur der Stadt Erlangen 2018, Stadt Erlangen, Statistik und Stadtforschung 1/2019)

Geschichte des Anger

Historische Aufnahme der Baumwollspinnerei aus dem Stadtarchiv
Ursprünglich war der Anger ein Weideland der Gemeinde Bruck, die zu Nürnberg gehörte und erstreckte sich zwischen Regnitz-Wiesen, Röthelheimbach, Reichswald und Brucker Höhe. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es durch den Bau der Eisenbahn und des alten Ludwig-Donau-Main-Kanals (heute die Trasse der A 73) eingegrenzt. Nach 1868 diente es zeitweise auch als Exerzierplatz für die Erlanger Garnison. 1924 wurde der Anger nach Erlangen eingemeindet und die alten Grenzen haben sich seither verwischt. Nur der Gemarkungsstein an der Einmündung des „Erlanger Weg“ in die „Äußere Brucker Straße“ erinnert daran.

Firmengeschichte der ERBA

Im 19. Jahrhundert schaffte die „industrielle Revolution“ am Anger etwas für die damalige Zeit ganz Neues, nämlich Industriearbeitsplätze im Textilbereich. Bereits 1852 existierte am Röthelheimgraben eine kleine Streichgarnspinnerei mit Dampfmaschine. 1863 wurde diese von der MECHANISCHEN BAUMWOLLSPINNEREI mit bereits 300 Arbeitsplätzen abgelöst. 1880 wurde die Direktorenvilla gebaut und 1897 entstanden die ersten Arbeiter*innenwohnhäuser in der Spinnereistraße. Bis sich das expandierende und mit anderen Werken in Oberfranken und im Allgäu fusionierende Unternehmen zur ERBA entwickelte, hatte es mehrere turbulente Konkurse zu überstehen, in deren Folge die Bürger*innen der Stadt als Aktionär*innen viel Geld verloren.

1906 wurde die ERBA-Siedlung an der Westseite der Äußeren Brucker Straße, gegenüber dem Zentralfriedhof, erbaut. Dort fanden die Arbeiter*innen der ERBA für ihre Familien bezahlbaren Wohnraum.

Die Löhne in der Textilbranche waren im Vergleich zu anderen Industriezweigen sehr niedrig, die Arbeitszeiten betrugen in der Regel elf Stunden täglich. In den Spinnereien wurde ein erheblicher Anteil der Arbeit von Frauen verrichtet. Die „Spinnersbuzn“, die ERBA-Fabrik-Arbeiter*innen, erkannte man schon von weitem an den weißen Baumwollflocken im Haar, denn bei den Vorarbeiten zum Spinnen entstand eine heftige Staubentwicklung durch die aufgewirbelten Wollpartikel.

1910 wurde das erste betriebliche Säuglings- und Kinderheim in Erlangen in Betrieb genommen – unweit der Fabrik an der Äußeren Brucker Straße unter Leitung der Niederbronner Schwestern, denn die Frauen gingen oftmals schon im Wochenbett wieder zur Fabrikarbeit.

Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges beschäftigte die ERBA in allen Werken zusammen rund 5.200 Personen und war eines der renommiertesten Unternehmen der deutschen Textilindustrie. Der Wiederaufbau der weitgehend unzerstörten Betriebsstätten nach dem Krieg ging zügig voran und es erfolgte eine rasche Anpassung an die Kunstfaserproduktion. 1953 sind wieder 1.200 Menschen im Produktionsbereich und in der Hauptverwaltung in Erlangen tätig. Anfang der 60er Jahre kamen die ersten Gastarbeiter*innen zur ERBA. Zunächst vor allem Männer, die später auch Frauen und ihre Kinder nachholten. Der Anger entwickelte sich zu dem multikulturellem Stadtteil, der er heute noch ist.

Mit Übernahme der Aktienmehrheit durch den Augsburger Baustoffgroßhändler Hans Glöggler 1972 wurde das Ende der ERBA eingeleitet: Glöggler hatte die ERBA bei seinen Spekulationsgeschäften als Bürgschaft eingesetzt und das Unternehmen innerhalb von vier Jahren „verzockt“. Er floh nach Zahlungsunfähigkeit ins Ausland. Der ehemalige Textilriese konnte sich in den Folgejahren trotz eines kräftig unterstützten Sanierungskonzeptes nicht mehr erholen. 1981 erfolgte die Stilllegung der ERBA-AG mit dem Verlust von 450 gewerblichen Arbeitsplätzen.

Nach Abbruch der Betriebsgebäude und Sprengung des 67 Meter hohen Schornsteins wurde das ERBA-Gelände schrittweise in eine innenstadtnahe Wohnanlage für 900 Einwohner*innen, den sogenannten FÄRBERHOF und das Einkaufszentrum Michael-Vogel-Straße umgewandelt.

(Quellen: Der Anger und seine alte Dame, Gerd Worm in der Stadtteilzeitschrift Angerlei, Sommer 2010
Schmelztiegel Anger, unveröffentlichtes Manuskript zur Stadtteilführung von Gisela Türk-Pereira, Marianne Vittinghoff und Klaus Probst)

Blick auf die neue Pestalozzistraße kurz vor der Vollendung 1954
Titelbild des Buchs zur Anger-Geschichte

Die Spinnersbuzn vom Anger

Bei mehreren Treffen im Stadtteilzentrum Isarstraße berichteten ehemalige Arbeiter*innen der ERBA aus ihrem Leben im Stadtteil Anger. Unterstützt von den Mitarbeiter*innen im Stadtteilzentrum wurde weiter recherchiert und es entstand eine Broschüre mit Erinnerungen, Bildern und Fakten. „Geschichte von unten“, die uns das tägliche Leben von 1920 bis 1983 miterleben lässt.

Die Broschüre unter dem Titel „Die Spinnersbuzn vom Anger“ ist in den Stadtteilzentren ISAR12 und Die Villa erhältlich.

Stadtteilbeirat Anger/Bruck

Egal ob es um Verkehr, Erholungsmöglichkeiten, Bauplanungen oder Kultureinrichtungen geht: In den Stadtteilen der Hugenottenstadt gibt es mit den Orts- und Stadtteilbeiräten Gremien, in denen Bürger*innen über die Entwicklung ihres Lebensumfeldes mitbestimmen können. Die Ortsbeiräte und Stadtteilbeiräte werden von der Verwaltung frühzeitig einbezogen, wenn Themen den Stadtteil betreffen. Sie können in allen wichtigen Angelegenheiten, die den jeweiligen Stadtteil betreffen, Empfehlungen abgeben und Anträge stellen.

Der Stadtrat, der zuständige beschließende Ausschuss oder die zuständige Dienststelle der Verwaltung behandeln dann die Anliegen.

Nähere Informationen zum Stadtteilbeirat Anger/Bruck finden Sie im Ratsinformationssystem der Stadt Erlangen.

Stadtteilarbeitskreis

Vertreter*innen vieler sozialer Einrichtungen und Organisationen, die im Stadtteil Anger tätig sind, haben sich zum Arbeitskreis Anger zusammengeschlossen. Ziel ist es, durch Austausch, Abstimmung und Kooperation die Lebensqualität im Stadtteil für die dort lebenden Bürger*innen zu erhöhen, vorhandene Probleme aufzugreifen und zu bearbeiten.

Kontakt über die Stadtteilbüros in der Villa und in der ISAR12:
bt-villa@stadt.erlangen.de
buergertreffisarstrasse@stadt.erlangen.de

Angerfest

Der Anger ist ein lebendiger, multikultureller Stadtteil in Erlangen. Um den Zusammenhalt und die Gemeinschaft der hier lebenden Menschen zu fördern, organisiert ein Initiativkreis, dem auch die beiden Stadtteilzentren ISAR12 und Villa angehören, im zweijährigen Rhythmus ein Stadtteilfest. Mit Live-Musik, Tanz- und Folkloredarbietungen, einem bunten Kinderprogramm und internationalen Spezialitäten verwandelt sich der NETTO-Parkplatz am Anger in ein Festgelände.

Die Veranstaltung wird getragen von zahlreichen Vereinen, Organisationen, Unternehmen und vielen Ehrenamtlichen. Wir freuen uns auch über Ihre Unterstützung. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf!

Nähere Infos zum Angerfest 2019 finden Sie auf der Facebook-Seite.

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